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LYNNE COHEN


  • Jacky Strenz 2 Kurt-Schumacher-Straße Frankfurt am Main, HE, 60311 Deutschland (Karte)

LYNNE COHEN

01.11.2025 – 24.01.2026
Play at Your Own
Jacky Strenz

“Play at Your Own” so lautet der Titel der Ausstellung der US-amerikanisch-kanadischen Künstlerin Lynne Cohen (1944–2014). Die s/w-Fotografien, die zwischen 1977 und 1991 entstanden sind, zeigen menschenleere Räume. Nichts ist inszeniert. Die Künstlerin fotografierte die Räume so, wie sie sie vorfand: ein Konvolut von Pappkameraden für Schießübungen in einer Militäreinrichtung, ordentlich nach Größen sortiert; der Innenraum eines Hercules-Bombers, rekonstruiert in einem militärischen Ausbildungszentrum; eine Schießanlage mit Tierattrappen; Säcke, zu Bergen aufgetürmt in einer Paintball-Anlage.
Auf den ersten Blick wirken diese Fotografien fremd, gespenstisch, ja fast bedrohlich. Sie basieren aber nicht allein auf einem soziologischen oder psychologischen Interesse der Künstlerin, sondern sind gleichermaßen von einem subtilen und schrägen Humor geprägt. „Play at Your Own”, der aufgeklebte Schriftzug auf der Wand hinter den Säcken der Paintball-Anlage, steht somit symptomatisch für die ausgestellten Fotografien autoritärer Institutionen sowie die humorvolle Antwort darauf, „Auf eigene Gefahr zu spielen“.

Lynne Cohen gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der konzeptuellen Dokumentarfotografie, die sich ebenso aus der Tradition von Walker Evans wie auch der Environments der 1960er und 1970er speist.Nach ihrem Studium der Bildhauerei und Grafik beschäftigte sich Cohen seit den 1970er Jahren mit den psychologischen und soziologischen Eigenheiten der nordamerikanischen Mittelschicht. Mit einer 8 × 10-Zoll-Kamera fotografierte sie zunächst Wohnräume, kleine Läden, halböffentliche Räume wie beispielsweise Männerclubs, Bankettsäle, Hotellobbys, Klassenzimmer oder Büros. Ab den 1980er Jahren galt ihr Interesse vermehrt den Mechanismen zur Kontrolle und Manipulation der Gesellschaft. Sie konzentrierte sich auf autoritärere Institutionen wie Labors, polizeiliche und militärische Ausbildungszentren sowie Schießstände.

Cohens Bilder zeigen eine technische und verwaltete Welt, die hochspezialisierte Tätigkeiten benötigt, dabei aber gleichzeitig ein Gefühl der Entfremdung und Vereinzelung befördert. Obwohl die meisten dieser Tätigkeiten mitten in der Gesellschaft stattfinden und klar funktionalisiert sind, sind sie uns dennoch häufig unbekannt und geschehen im Verborgenen.
Jedoch unabhängig von den Räumen, die die Künstlerin fotografierte, war ihr Anliegen immer dasselbe: Sie sah die Welt als fertige Installationen, häufig auf Konzeptkunst, Pop-Art oder Minimalismus verweisend.

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Lynne Cohen geb. 1944 in Racine, Wisconsin, USA, lebte und arbeitete von 1973 bis zu ihrem Tod 2014 in Kanada. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2005 den Governor General’s Award in Visual Arts and Media Arts (Kanada) und zeigte international in unzähligen Einzel- und Gruppenausstellungen.
Ihre Arbeiten befinden sich in zahlreichen Sammlungen, u.a. Centre Pompidou, Paris; Albertina, Wien; Museum Folkwang, Essen; Städel Museum, Frankfurt/Main; Tate Modern, London; National Gallery of Canada, Ottawa; National Gallery of Art, Washington; Art Institute Chicago und Metropolitan Museum, NY.

Das Centre Pompidou, Paris widmete Lynne Cohen 2023 eine umfassende Einzelausstellung, zu der ein Katalog erschienen ist.Lynne Cohen, “Laboratoires/Observatoires” (c: Florian Ebner und Matthias Pfaller), Centre Pompidou, Paris, 2023.

Jacky Strenz
Kurt-Schumacher-Str. 2
60311 Frankfurt am Main

T +49 151 11 64 97 37

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