Galerie Barbara von Stechow
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Partnergalerie: Galerie Voss
Leszek Skurski
Der polnische Künstler Leszek Skurski studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Danzig. Sein weitgehend monochromer Ansatz wurzelt in einer figurativen Erzählweise: Seine Werke entfalten unzählige große und kleine Geschichten, die bewusst offenbleiben. Sie zeigen Momente des Schwebezustands, Pausen zwischen Handlung und Stillstand, die Skurski zu einer verdichteten visuellen Form komprimiert und in eine charakteristische narrative Intensität überführt. Auf der Leinwand hält Skurski flüchtige Augenblicke menschlicher Existenz fest – allein oder in Gemeinschaft –, die wie Fragmente einer Sequenz erscheinen, wie Momentaufnahmen, die zwischen dem Auftreten und Verschwinden von Figuren auf einer Bühne schweben.
Die Szenen erinnern an filmische Standbilder, an eingefrorene Frames, die Atmosphäre, Charakter und eine verborgene Erzählung heraufbeschwören. Sie verweisen auf Handlungen, die vor dem dargestellten Moment begonnen haben und über ihn hinaus fortbestehen: ein einziger, angehaltener Augenblick, der gerade durch die Stille in seiner Intensität gesteigert wird. In einer Zeit, die vom unablässigen Strom an Bildern und Informationen geprägt ist, kehrt Skurski beharrlich zum einzelnen Bild zurück – zu dem „einen“ Bild, das eine ganze Geschichte zu erzählen vermag. Häufig vergrößert er die Distanz zum Betrachter; indem er seine Motive klein und leicht unscharf erscheinen lässt, führt er uns paradoxerweise näher an das Wesen der Szene heran und eröffnet ein umfassenderes Verständnis ihrer Realität. Der Mensch bleibt das Zentrum seines Schaffens.
Nachdem Skurski in ganz Europa, den Vereinigten Staaten und Südafrika ausgestellt hat, begann er seine künstlerische Laufbahn mit einem ausgeprägten Interesse am „lebenden Wesen“ – zunächst in großformatigen, farbintensiven Gemälden, die von einer diffusen Körperlichkeit geprägt waren. Heute sind seine Figuren auf ihr Wesentliches reduziert: kleine, dunkle Silhouetten in expressiven Gesten, losgelöst von jeder greifbaren Umgebung und platziert in Räumen, die nur angedeutet, bruchstückhaft oder gänzlich aufgelöst sind. Diese Figuren bewegen sich in abstrakten Weiten subtil modulierten, leuchtenden Weiß – einer Farbe, die, obwohl achromatisch, das gesamte Farbspektrum des Lichts in sich trägt.
In Skurskis Malerei erhält Weiß eine vielschichtige und offene Bedeutung: Es kann Leere, Stille oder das Nichts evozieren, ebenso aber Geistiges oder Spirituelles – das Unsichtbare, das Abwesende, das Unfassbare. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich dadurch verstärkt auf das Nicht-Sichtbare, die Stille zwischen den Gesten. In diesen lichtdurchfluteten Feldern konzentriert sich alles auf seine menschlichen Protagonisten. Einzelne oder Gruppen bewegen sich frei über die Bildfläche, zugleich darin verankert und verantwortlich für ihre räumliche Spannung. Sie treten in markantem Hell-Dunkel hervor: zugleich einsam und verbunden, isoliert und doch aufeinander bezogen.
In diesen abstrakten Welten entfalten seine Miniaturszenen unterschiedliche erzählerische Kontexte, die sich mit dem Blick des Betrachters verschieben. Wir begegnen Momenten des Alltäglichen wie des Außergewöhnlichen – „ein Treffen“, „ein Gespräch“, „ein Rendezvous“, „eine Parade“ oder „eine Ankunft“. Anderswo deuten seine Bilder auf „Hilfe“ oder „Warnung“. Skurski schafft visuelle Welten, die still vertraut und zugleich subtil beunruhigend wirken, indem sie zwischenmenschliche Begegnungen evozieren, die uns dazu anregen, über das nachzudenken, was wir tatsächlich sehen: Szenen von Geselligkeit oder Isolation, Entspannung oder Entfremdung, Beobachtung oder Überwachung, Vertrauen oder Verschwörung.
Es sind verdichtete Realitäten, die offen für Interpretation bleiben. Seine Bilder zeugen vom Greifbaren und lassen zugleich Raum für das Ungesehene. Die Erzählungen, die er entwirft, scheinen aus einer anderen Zeit oder einem anderen Ort zu stammen – fern, zeitlos, ortlos. Alles bleibt unaufgelöst, schwebend zwischen Präsenz und Absenz. Was entsteht, ist minimal und zugleich wesentlich: Fragmente von „Information“, die sich in der Vorstellung des Betrachters wie fotografische Negative entfalten und erst durch die Geschichten vollendet werden, die wir selbst projizieren – Geschichten mit ihren eigenen Anfängen und Enden.