André Schulze, Philipp Alexander Schäfer
07.11.2025 – 16.01.2026
Flamingo Paradox
E30 Gallery
André Schulze und Philipp Alexander Schäfer fordern die Wahrnehmung des Analogen im Digitalen Zeitalter heraus
In dieser Doppelausstellung in der E30 Gallery Frankfurt treffen zwei konzeptuell rigorose Positionen der Gegenwartskunst aufeinander: André Schulze (Dresden) und Philipp Alexander Schäfer (Frankfurt). Diese Schau ist eine radikale Auseinandersetzung mit digitaler Ästhetik, materieller Obsoleszenz und dem paradoxen Verhältnis zwischen unserem kulturellen Gedächtnis und der algorithmisch geprägten Gegenwart.
Der Titel „Flamingo Paradox“ steht für die surreale Ironie, mit der die Künstler etablierte Realitäten transformieren. Du wirst hier erleben, wie die höchste Form der Bewahrung zur Grundlage der Neuschöpfung wird.
Die Autorität von André Schulzes Kunst gründet in seiner einmaligen Doppelqualifikation: Er ist ausgebildeter Gemälderestaurator und war Meisterschüler bei Prof. Christian Macketanz an der HfBK Dresden. Dieses Wissen ermöglicht ihm ein einzigartiges Verständnis für das „Innenleben klassischer Malerei“.
Für seine Vintage-Serie überarbeitet Schulze traditionelle Gemälde aus den letzten einhundert Jahren, denen er durch die Kombination aus Restaurierung und zeitgenössischer Übermalung ein „zweites Leben“ schenkt. Er appliziert technisch makellos hyperrealistische oder digitale Motive, wie die Pixelierung, auf die historische Leinwand. Erlebe, wie Ikonen wie das „Mädchen mit dem Perlenohrring“ verpixelt oder Minions in eine Berglandschaft montiert werden. Thematisch ist Schulzes Werk tief im Ost-Erbe verwurzelt. Seine Funktionsbauten-Serie fokussiert auf industriell geprägte Stromhäuser und transformiert diese Architekturen mit surrealen und ironischen Interventionen – inklusive der titelgebenden Flamingos – in melancholische, farbintensive Landschaften.
Philipp Alexander Schäfer ist eine der konzeptuell markantesten Stimmen in Frankfurt. Seine Besonderheit liegt in der Synthese seiner Laufbahnen: Nachdem er die Frankfurter Kunstszene über zwei Jahrzehnte mit seinen „City Ghosts“ mitprägte, war er Dozent für Methoden der Empirischen Sozialforschung an der Goethe Universität.
Seine Kunst ist ein materialisierter Kommentar. Die fundamentale Abweichung von konventioneller Malerei liegt in der radikalen Wahl des Bildträgers: Schäfer appliziert klassische Ölmalerei direkt auf recycelte Computerplatinen (PCBs). Der physische Träger wird zum Statement technologischer Obsoleszenz und zur kritischen Reflexion über KI und Konsum. Konzeptuell fokussiert Schäfers Malerei auf die systematische Kritik der Künstlichen Wahrnehmung. Obwohl die Bilder zunächst täuschend echt wirken, offenbaren sie eine „surreal fehlerhafte“ Struktur, wie in seinen ineinander geschwungenen, unendlich wirkenden Flamingohälsen. Schäfer visualisiert damit den inhärenten Fehler im Code und bietet dir eine methodische Diagnose der digitalen Realität. Ergänzt wird die Malerei durch Skulpturen, wie ein scheinbar im Boden zerlaufender Feuerlöscher.
„Flamingo Paradox“ ist ein kuratorischer Brückenschlag: Analoge Tiefe trifft digitale Fragmentierung. Die ausgestellten Werke sind ein Spiegel unserer Zeit und bieten intellektuelle Präzision und emotionale Strahlkraft – sie sind Sinnbilder eines Zeitalters, in dem Erinnerung, Materie und Information miteinander verschmelzen.
Vernissage: Freitag, 7. November 2025, 19:30 - 21:30 Uhr Die Künstler werden anwesend sein.
Weitere Öffnungszeiten: Sonntags 14:00 bis 16:00 Uhr und jederzeit kostenfrei nach individueller Terminvereinbarung.
E30 Gallery
Egenolffstr. 30
60316 Frankfurt am Main